Welche Rolle spielt die Psychologie bei der Ernährung? – Dr. Carolin Hauck im Interview
Im nächsten Durchgang von unserem Zertifikatsstudiengang DSHS Coach für Sporternährung, der am 24. August 2019 startet, steht mit „Ernährungspsychologie“ ein neues Modul auf dem Stundenplan. Dr. Carolin Hauck von der Universität Göttingen ist die Referentin und verrät uns im Gespräch, was sich hinter dem neuen Modul verbirgt.
UW: Ernährung und Psychologie – Welche Zusammenhänge gibt es hier?
Dr. Carolin Hauck: Zur Veranschaulichung sind zwei Begriffe zu nennen: „Ernährung und Essen“. Der Begriff „Ernährung“ steht dabei für die wissenschaftliche Perspektive auf nutritive Aspekte. Der Begriff „Essen“ hingegen steht für die emotionale Seite, den Genuss, den Geschmack, die soziale Eingebundenheit und Vieles mehr. Wir wissen heutzutage aus wissenschaftlicher Sicht sehr gut, wie sich der Mensch ernähren müsste (z.B. Mikronährstoffmengen nach Alter, Geschlecht, Gewicht), jedoch isst der Mensch dann häufig anders.
Das kennen wir wohl alle nur zu gut.
Genau. Hier verzahnen sich Ernährung und Psychologie.
Womit beschäftigt sich die Ernährungspsychologie also ganz allgemein?
Die Ernährungspsychologie deckt einen Teil der Gesundheitspsychologie ab. Neben Gesundheitsförderung und Krankheitsbewältigung beschäftigt sie sich mit der Erhebung von kognitiven und emotionalen Einstellungen zum Essen, Psycho- und Pathogenese von Essstörungen und der Entwicklung von diagnostischen Instrumenten und Therapiekonzepten, Ernährungsinformation und -kommunikation, gesellschaftlichen und erzieherischen Einflüssen, aber auch mit Hunger und Sättigung, sowie sensorischen und psychischen Wahrnehmungen.
Welche Rolle spielt die Ernährungspsychologie dann im Sport?
Eine ausgewogene Ernährung stellt einen zentralen Baustein der Leistungsfähigkeit dar. Gerade SportlerInnen weisen häufig ein hohes Anforderungsprofil auf. Bei dieser Personengruppe geht es nicht nur um das „Was“ der Ernährung, sondern auch um das „Wie“, „Wo“, „Wann“ und „Warum“. Zudem ist das Risiko für Essstörungen bei SportlerInnen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung erhöht, weshalb hier besondere Aufmerksamkeit geboten ist.
Welche Inhalte erwarten die TeilnehmerInnen vom DSHS Coach für Sporternährung?
Die Basis des Ernährungsverhaltens bilden die Hunger-, Appetit- und Sättigungsregulation, sowie die kognitiven Systeme zur Entscheidungsfindung. Wir werden uns weiterhin mit (wahrgenommenen) Barrieren, flexiblen und rigiden Verhaltensweisen, dem Einfluss des sozialen Umfelds, sowie Maßnahmen zur Verbesserung des Ernährungsverhaltens (z.B. Nudging) beschäftigen.
Um schon mal einen kleinen Vorgeschmack zugeben: Was genau ist Nudging?
Ein Nudge (deutsche Übersetzung „Anstups“) ist eine Methode das Verhalten von Menschen, ohne Ge- oder Verbote, zu beeinflussen. Im Bereich Public Health bedeutet dies zum Beispiel eine Produktplatzierung, bei der das gesundheitsförderliche Lebensmittel in den Vordergrund rückt (z.B. Obst vor Snickers), ohne dabei das andere Lebensmittel (Snickers) zu verbannen. Es steht jetzt nur an einer anderen Stelle.
Wie profitieren die TeilnehmerInnen von dem neuen Modul?
Neben dem Wissen um Ernährungsfakten spielen viele weitere Aspekte eine ganz entscheidende Rolle. Dieses Modul schließt den Bogen von reinen Fakten zu Ernährung zu weiteren ernährungsassoziierten Determinanten. Die TeilnehmerInnen können ihr Ernährungswissen, sowie ihre eigenen Erfahrungen mit dem Essverhalten, wissenschaftlich einordnen, neu bewerten und in der Praxis anwenden.
+++ Sie möchten auch Experte für Sporternährung werden und u.a. mehr über die Zusammenhänge von Ernährung und Psychologie erfahren? Der nächste Durchgang vom DSHS Coach für Sporternährung startet am 24. August 2019. Die Anmeldung ist noch möglich. +++