Selbstregulation durch HRV-Messungen
Mit unserem Referenten Dr. Sylvain Laborde sprachen wir bereits über die Themengegenstände unserer Weiterbildung Emotionale Intelligenz in Sport und Beruf. Mit seinem Kollegen Stefan Ackermann leitet er ebenfalls die Weiterbildung Herzratenvariabilität (HRV) im Sport und Gesundheitsmanagement. Im Interview erklärt Dr. Laborde, der seit über 10 Jahren im Bereich der Herzratenvariabilität forscht und Leiter einer internationalen Task Force mit dem Themenschwerpunkt ist, inwiefern Emotionale Intelligenz und Herzratenvariabilität zusammenhängen und was man aus HRV-Messungen ableiten kann.
UW: Dr. Laborde, Sie leiten ebenfalls das Online-Seminar zum Thema Herzratenvariabilität im Sport und Gesundheitsmanagement. Gibt es gegebenenfalls Überschneidungen zwischen Emotionaler Intelligenz und HRV?
Dr. Sylvain Laborde: „Ja, und das ist der Kern meiner Forschung. Die biologische Basis der Emotionalen Intelligenz zu verstehen, insbesondere innerhalb des Herzens. Herzratenvariabilität spiegelt einen Teil der Aktivität des autonomen Nervensystems wider. Das ist der Teil des Nervensystems, der automatisch funktioniert und für die Regulation unserer Interaktion mit der Umwelt, sowie dessen was in unserem Körper geschieht, verantwortlich ist. Genauer gesagt, reflektiert Herzratenvariabilität die Aktivität des Asts des autonomen Nervensystems, der für Mechanismen der Selbstregulation verantwortlich ist. Dieser Ast ist das parasympathische Nervensystem, mit dem Vagus Nerv als Hauptnerv. Eine höhere "vagus-gesteuerte" Herzratenvariabilität repräsentiert mehr Ressourcen für den Umgang mit emotionalen Situationen. Demzufolge können wir Spuren der Emotionalen Intelligenz im Herz wiederfinden.“
Welche Schlüsse kann ich dann aus HRV-Messungen bei einem Menschen ziehen?
„HRV-Messungen statten uns mit einem objektiven Index kardialer Vagusaktivität aus, die wir wiederum mit einer großen Spanne an selbstregulatorischen Phänomenen verbinden können. Mit HRV-Messungen erhalte ich eine Idee dessen, wie gut Menschen sich selbst regulieren können. Das deckt eine Reihe an Dimensionen ab, beispielsweise kann ich zu einem gewissen Grad verstehen, wie gut Menschen mit Druck umgehen können, wie gut sie Stress verarbeiten, wie effektiv sie denken und sich fokussieren können, wie gut sie sich an körperliches Training anpassen, ob sie Gefahr laufen, in ein Übertraining zu geraten, dementsprechend kann ich HRV-Messungen auch für die Trainingsplanung nutzen. Außerdem helfen mir derartige Untersuchungen, die Effektivität von Entspannungsmethoden zu messen, die Schlafqualität objektiv zu bewerten und wie unser Körper auf die Einnahme verschiedener Lebensmittel reagiert. Schließlich helfen sie mir darüber hinaus als objektive Bewertung unserer Ressourcen für Selbstkontrolle, also wie gut wir in der Lage sind, Impulse und insbesondere aggressive Verhaltenstendenzen zu kontrollieren.“
Normalerweise benötigt man zahlreiche, zeitaufwändige Messungen und Tests, um beispielsweise Informationen über die Effizienz von Stressmanagement oder Selbstregulations-Mechanismen zu erhalten. Wieso kann die kardiale Vagusaktivität als einzelner Indikator die verschiedenen zeitaufwändigen Methoden ersetzen?
„Kardiale Vagusaktivität ist ein mächtiger Indikator für Selbstregulation, aufgrund der dafür verantwortlichen Gehirnareale. Vereinfacht erklärt wissen wir, dass die Areale, die für die Regulation der Herzfunktion verantwortlich sind, ebenso für die Regulation unserer Gedanken, Konzentrationsfähigkeit und unserer Fähigkeit der Emotionsregulation Verantwortung tragen. Dass selbstregulatorische Phänomene im Gehirn den gleichen Ursprung haben, ist eine Schönheit der Gehirnfunktion. Diese zugrundeliegenden Mechanismen der kardialen Vagusaktivität zu kennen, hilft uns, Kontrolle darüber zu erlangen, die passenden Techniken und ihre Anwendung zu erlernen, wodurch wir die Funktion der kardialen Vagusaktivität optimieren können.“
Welchen Mehrwert habe ich, wenn ich das Seminar zur Herzratenvariabilität bei Ihnen absolviert habe?
„Durch die Teilnahme an unserer Weiterbildung erlangen Sie zunächst ein umfangreiches Verständnis der zugrundeliegenden Theorien und des aktuellen wissenschaftlichen Standes zum Thema HRV. Aufbauend auf diesen Kenntnissen lernen Sie, wie Sie HRV messen, auswerten, interpretieren und für den Sport, die Prävention, die Therapie und im Gesundheitsmanagement nutzen können. Sie lernen, was mit HRV-Messungen möglich ist und was nicht, wie Sie Gesundheit fördern, Erholung managen und Leistung steigern können.“
Termine und Anmeldung
Sie haben bereits die Weiterbildung zur Emotionalen Intelligenz bei uns absolviert und wollen Ihr Wissen dazu mit dem Forschungsgegenstand der Herzratenvariabilität verknüpfen? Oder Sie sind generell am Themenkomplex HRV-Messungen und den damit verbundenen Erkenntnissen interessiert? Die Anmeldung für die WeiterbildungHerzratenvariabilität (HRV) im Sport und Gesundheitsmanagement ist noch möglich:
Sa, 16. - So, 17. November 2024