European Handball Manager*in
Einhergehend mit den Kommerzialisierungs- und Professionalisierungsprozessen sind nicht nur die sportlichen, sondern vor allem auch die wirtschaftlichen Anforderungen an die Handballorganisationen im letzten Jahrzehnt stark gestiegen. Während für Handballtrainer*innen seit mehreren Jahrzehnten entsprechende Qualifizierungs- und Weiterbildungsprogramme existieren, fehlt etwas Vergleichbares auf nationaler wie internationaler Ebene für die wirtschaftliche Führung von Handballvereinen, -verbänden und -ligen.
Um diese Lücke zu schließen, wurde das Zertifikat European Handball Manager*in in Kooperation mit der European Handball Federation (EHF) konzipiert. Es zeichnet sich durch seine Handballspezifität, hohe Praxisorientierung sowie seiner Integration von rechtlichen, ökonomischen, psychologischen, Medien- und Managementaspekten aus. Ziel ist es, die Teilnehmer*innen durch eine handballspezifische Aus- und Weiterbildung so zu qualifizieren, dass sie aktuellen und zukünftig auftretenden Markt- und Umweltveränderungen mit innovativen sowie kreativen Lösungsansätzen begegnen können.
Am 1. Juli 2015 fiel der Startschuss für den ersten Jahrgang des Zertifikatsstudiums. Neben der inhaltlichen Ausgestaltung und dem Expertenwissen der Dozent*innen garantiert auch die Teilnehmerstruktur eine praxisorientierte Ausrichtung. Sowohl ehemalige Nationalspieler*innen wie Grit Jurack, Holger Glandof und Henning Fritz als auch aktive Handballmanager*innen wie Emmanuelle Bru, Benjamin Chatton und Axel Geerken nutzten den Zertifikatsstudiengang zur Kompetenzerweiterung wie auch zum gemeinsamen Austausch.
Inhalte
Das Zertifikatsstudium ist berufsbegleitend konzipiert und unterteilt sich in Selbststudien- und Präsenzphasen mit insgesamt 250 Unterrichtseinheiten. Es wird alternierend in deutscher (Saison 2025/26) und englischer Sprache (Saison 2026/27) angeboten. Die Studieninhalte werden von renommierten Wissenschaftler*innen sowie von Expert*innen aus dem Sport vermittelt. Fokus des deutschsprachigen Studienganges liegt derzeit auf dem Rechtsraum Deutschland.
Das Zertifikatsstudium besteht aus fünf Modulen mit nachfolgenden Inhalten und verfolgt einen interdisziplinären Ansatz, d.h. jedes Modul besteht aus theoretischen und praktischen Anteilen, die durch Expert*innen aus unterschiedlichen Disziplinen (u.a. Ökonomie, Recht, Kommunikation, Psychologie) vermittelt werden:
Im ersten Modul werden sportökonomische und -rechtliche Grundlagen vermittelt und daraus resultierende Konsequenzen für die Führung von Handballsportbetrieben abgeleitet. Hierbei handelt es sich um die Besonderheiten der Sportgüter, des -angebots, der -nachfrage, -märkte, -institutionen und der verschiedenen Sportorganisationen für die Wertschöpfung im Handball. Dieses Modul besteht aus vier Themenblöcken, mit folgenden Inhalten:
a) Volkswirtschaftliche Besonderheiten des Teamsports:
- Einführende sportökonomische Aspekte (wirtschaftliche Bedeutung, Besonderheiten, Sportförderung)
- Ökonomie von Sportklubs und -ligen (Ziele, Wettbewerbsintensität und Regulierung)
- Sport Arena- und TV-Zuschauer (Determinanten und Effekte)
- Sportevents (ökonomische Bedeutung und ökonomische Risiken)
b) Wertschöpfungsmodelle im Handball:
- Handballspiele als Dienstleistung
- Wertschöpfung im Handball
- Folgen der Kommerzialisierung
c) Besonderheiten von Handballvereinen, -verbänden und -ligen sowie deren ökonomische Konsequenzen:
- Charakteristika und Besonderheiten von Non-Profit Organisationen im Sport
- Vereinsversagen, Transformation und Folgeprobleme
- Kooperation und Interessensdivergenzen zwischen Klubs, Verband und Liga
d) Sportrechtliche Grundlagen:
- Staats- und Europarecht
- Wettbewerbs- und Kartellrecht
- Vereins- und Verbandsrecht
Aufbauend auf den sportökonomischen und -rechtlichen Grundlagen werden in diesem Modul weitere Grundlagen für die strategische Ausrichtung von Handballsportorganisationen vermittelt. Im Fokus stehen hierbei verschiedene Governance-Strukturen und das Zusammenspiel verschiedener Sportorganisationen (Vereine, Verbände und Ligen). Das Modul setzt sich aus drei Themenblöcken mit folgenden Inhalten zusammen:
a) Teamsport Governance:
- Internationale Sportorganisationen und Regularien
- Europäische Sportsysteme
- Sportpolitik in Europa und der Europäischen Union
- Governance-Strukturen im europäischen Handball
- Sport Governance in Handballorganisationen
- Aktuelle Handlungsfelder der Sport Governance (u.a. soziale Verantwortung, Match-Fixing, Doping, Korruption) und deren Konsequenzen für den Handballsport
b) Strategisches Handball Management:
- Strategischer Managementprozess im Sport
- Analyse strategischer interner und externer Erfolgsfaktoren im Handball
- Planung sportlichen Erfolgs im Handball
- Veränderungsmanagement im Handballsport
- Human Ressource Management
c) Arbeitsrecht im Sport
In diesem Modul werden die Motive und das Verhalten von Handballsportkonsumenten thematisiert und wie diese zusammenhängen und gezielt beeinflusst werden können. Dies betrifft sowohl Zuschauer*innen, Fans als auch Mitglieder. Des Weiteren werden das Grundkonzept des identitätsbasierten Markenmanagements und deren Konsequenzen für das Sportmarken-Management vermittelt. Die Teilnehmenden vertiefen ferner ihre Kenntnisse zum Sportsponsoring. Die fünf Themenblöcke in diesem Modul umfassen folgende Inhalte:
a) Konsumentenverhalten im Handballsport
- Motive und Verhalten von aktiven und passiven Sportkonsumenten
- Besonderheiten des Teamsportkonsums
- Zufriedenheit und Loyalität von Fans, Zuschauern und Mitgliedern
b) Management von Teamsportmarken
- Grundkonzept der identitätsbasierten Markenführung
- Herausforderungen im Markenmanagement
- Controlling der Markenführung
c) Sport Sponsoring
- Sponsoring-Management (Akquise, Auf- und Ausbau der Partnerschaft, Beendigung)
- Aktivierung und Fit von Sponsorships
- Krisenmanagement in der Sponsoringbeziehung
- Sponsoring-Controlling
d) Beziehungsmanagement im Sport
- Grundkonzept des Beziehungsmanagements und Relevanz im Sport
e) Sponsoringrecht
Die Teilnehmenden erwerben in diesem Modul vertiefendes Wissen zur Rechnungslegung und Finanzierung von Sportkapitalgesellschaften sowie damit verbundene Spezifika. Darüber hinaus wird vermittelt, wie Sportkapitalgesellschaften besser gesteuert und kontrolliert werden können. Die Anforderungen, Möglichkeiten und Grenzen des Lizenzierungsverfahrens sind ebenfalls Bestandteil dieses Moduls. Es setzt sich aus fünf Themenblöcken mit folgenden Inhalten zusammen:
a) Rechnungslegung von Sportkapitalgesellschaften:
- Rechnungslegungs- und Buchführungspflichten
- Sportspezifische Rechnungslegungsvorschriften
- Bilanzierung und Bewertung von Aktiv- und Passivpositionen
- Auswirkungen von Basel III auf Sportkapitalgesellschaften
b) Sonderfinanzierungsformen im Sport:
- Außenfinanzierung mit Hilfe von Anleihen und Asset-Backed-Securities
- Außenfinanzierung durch private Geldgeber/strategische Partner
- Gang an den Kapitalmarkt
- Finanzierung von Sportstätten (inkl. Subventionen und öffentliche Finanzierung)
- Crowdfunding
c) Finanzanalyse von Handballsportkapitalgesellschaften:
- Analysekennzahlen für die Bewertung von Sportkapitalgesellschaften
- Bewertung von Spieler*innenvermögen
- Markenbewertung von Sportkapitalgesellschaften
d) Controlling von Handballprofisportorganisationen:
- Herausforderungen und Strategien des Risikomanagements im Teamsport
- Grundlagen des Controllings im Sport
- Balanced Scorecard als Controlling-Instrument
e) Lizenzierungsverfahren im Handball:
- Finanzielle Kriterien und Finanzberichterstattung
- Möglichkeiten und Grenzen des Lizenzierungsverfahrens
- Financial Fairplay
Im fünften und abschließenden Modul wird die Medien- und Kommunikationskompetenz der Teilnehmenden geschult. Neben der Vorstellung medialer Strategien und journalistischer Produktionsprozesse werden Interview- und Konfliktmanagementtechniken erlernt und um rechtliche Grundlagen des Medien- und Persönlichkeitsrechts ergänzt. Dieses Modul besteht aus fünf Themenblöcken mit folgenden Inhalten:
a) Mediale Strategien im Sportmediensektor:
- Strategieentwicklung und -entfaltung von Medienunternehmen
- Strategieentwicklung und -entfaltung von Sportverbänden
b) Journalistische Produktionsprozesse und -logiken:
- Redaktionelle Bearbeitungsmuster
- Journalistische Selektionskriterien
c) Medientraining:
- Interviewtraining
- Nonverbale Kommunikation, Rhetorik
d) Konfliktmanagement:
- Konfliktlösungsstrategien
- Interne und externe Kommunikationswege/-möglichkeiten
e) Medien- und Persönlichkeitsrecht
Hier bekommen Sie einen ersten Einblick:
Kontakt
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