Einsatz von Podcasts in der Sportlehrer*innenausbildung
Jana Bergmann, Anne-Christin Roth
ZUSAMMENFASSUNG
odcasts sind ein selbstverständlicher Bestandteil der Lebenswelt vieler Menschen geworden – das betrifft Schüler*innen genauso wie Studierende und Lehrkräfte. Dabei ist mit dem Podcasting mehr verbunden, als nur das Erstellen von Audio- oder Videobeiträgen. Dahinter steckt die Vorstellung eines dezentralen und internetbasierten Medienkonzepts – also die Idee von digitalen Medien als produktives Ausdrucksmittel. Die eigenen Ideen werden in Form von Podcasts einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht, auch wenn die reale Reichweite durch das Thema auf bestimmte Zielgruppen begrenzt ist. Technisch sind Podcasts, insbesondere Audiopodcasts, leicht zu erstellen, da nahezu jedes digitale Endgerät über die Möglichkeit der Sprachaufzeichnung verfügt. Der Audiopodcast als rein auditives Ausdrucksmittel kann dabei gut mit dem Sportunterricht verknüpft werden, da dieser als mündlich geprägtes Fach häufig auf das Schriftbild verzichtet.
Zur Erprobung und Evaluation der Audiopodcasts als neue, motivierende Lehr-/Lernmethode in der Sportlehrer*innenbildung wurde das digitale Medium im Seminar „Digitalisierung im Sportunterricht“ für Studierende des Master of Education an der TU Dortmund erstmalig eingesetzt. Dabei wurde zunächst die Produktion eines eigenen themenbezogenen Podcasts der Studierenden fokussiert, während ein zweiter Schritt den diskursiven und reflexiven Umgang mit der Darstellung der Thematik in Form eines „Antwortpodcasts“ vorsah. Die Evaluation der Seminareinheiten konzentrierte sich vor allem auf das Feedback der Studierenden bezüglich der Motivation, dem Lernertrag und der Passung von Methode und Inhalt. Diese Bewertung fiel grundsätzlich positiv aus und unterstützt somit den weiterführenden Einsatz von Audiopodcasts in der Sportlehrer*innenausbildung.
1. EINLEITUNG
Die zunehmende Digitalisierung des alltäglichen und beruflichen Lebens ist eine der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen. Die digitale Transformation führt auch zu neuen Anforderung in der universitären und schulischen Lehre, da nicht nur neue Kompetenzen erlernt und gelehrt werden müssen, sondern auch neue Formate im Bereich der Prüfungen, der Lehre und des Lernens in die Bildungseinrichtungen integriert werden. Digitalen Technologien und Medien wird dabei die Fähigkeit zugesprochen, Lehr- und Lernprozesse gewinnbringend weiterentwickeln zu können, indem Lernsituationen geschaffen werden, die eine stärkere Selbststeuerung und Kooperation unter den Studierenden ermöglichen (Fischer & Paul, 2020).
In diesem Zusammenhang wird auch im Sportlehramtsstudium der Einsatz verschiedener digitaler Tools im Hinblick auf den möglichen universitären sowie schulischen Einsatz erprobt und in Verhältnis zum Nutzen bewertet und analysiert. Vor diesem Hintergrund befasst sich der vorliegende Beitrag mit dem Einsatz von Podcasts als digitales Tool in der Sportlehrer*innenbildung. Hierfür werden zunächst die Ausgangslage und der aktuelle Forschungsstand zum Einsatz von Podcasts im Bildungswesen aufgeführt. Anschließend wird die durchgeführte Seminareinheit zur Thematik dargestellt und der Nutzen des digitalen Tools mit Hilfe einer Studierendenumfrage erörtert.
2. EDUCASTS - PODCASTS IN DER LEHRE
Podcasts sind ein digitales Tool, das zu den neuen Medien der frühen 2000er Jahre gezählt wird. Ursprünglich bezeichneten Podcasts die digitale Bereitstellung von Audiodateien, die über das Internet verbreitet und über Computer oder mobile Endgeräte abgerufen und abonniert werden können. Inzwischen zählen auch bildlich unterstützte Audio- sowie Videodateien zur Gruppe der Podcasts (Klee, 2007; Rajic, 2013).
Auch der Mehrwert der Nutzung von Podcasts in bildungsrelevanten Einrichtungen wird vor allem in englischsprachigen Ländern frühzeitig diskutiert (Ketterl, Schmidt, Mertens, & Morisse, 2006; Schiefner, 2008; Sprague & Pixley, 2008; Tavales & Skevoulis, 2006). Aus diesen Überlegungen ergibt sich das Feld der sogenannten Educasts („Educational Podcasts“), die eine Produktion und Distribution von Audio- und Videoaufzeichnungen bezeichnen, welche pädagogisch relevante Themenbereiche behandeln beziehungsweise in pädagogischen Kontexten entstanden sind (Schiefner, 2008; Zorn, Auwärter, Krüger, & Seehagen-Marx, 2011). Educasts können in verschiedenen Formen vorliegen, wie beispielsweise als Audiopodcast, Vodcast (Bewegtbild), Screencast (Aufzeichnung von Bildschirminhalten), Picturecast (Grafiken, Fotografien, Bilder) oder Enhanced Podcast, bei dem Seminar- oder Vorlesungsfolien synchron zur auditiven Präsentation aufgenommen und abgespielt werden. In der Regel kommen den bildungsrelevanten Podcasts drei Funktionen zu, die sich in die Bereitstellung von Informationen, die Darstellung des selbstständigen Lernens und die Präsentation eines Lerngegenstands unterteilen (Ketterl et al., 2006; Zorn et al., 2011).
Im Hinblick auf lern- und lehrtheoretische Inhalte können Edcuasts in verschiedenen Bereichen gewinnbringend eingesetzt werden. Im Rahmen des instruierenden Lernens kommt dem digitalen Format beispielsweise die Rolle der Bereitstellung von (wissenschaftlichen) Inhalten zu. Dabei werden die Lehrenden als Produzierende und die Studierenden als Rezipierende verstanden, indem Vorträge, Vorlesungen und Erklärungen zur Verbesserung der kognitiven Verarbeitung der Inhalte als flexibel erreichbare mediale Datei verbreitet werden. Im Sinne des produktiven beziehungsweisE konstruktionistischen Lernens können Educasts auch von Studierenden produziert werden. Diese strukturieren dafür ihr selbstständig angeeignetes Wissen zu einer bestimmten Thematik und transferieren dieses in einen Podcast zur Wissensvermittlung und diskursiven Auseinandersetzung (Zorn et al., 2011). Im Vordergrund des Podcastings steht eine aktive Beteiligung der Produzierenden, aber auch Rezipierenden, vor allem im Bereich der aufeinander aufbauenden beziehungsweise aufeinander bezogenen Podcast-Serien (Ketterl et al., 2006).
Sowohl in der Produktion wie auch in der Rezeption von Podcasts lassen sich einige Vorteile für den bildungsrelevanten Bereich, wie der Universität oder Schule, erkennen. Dabei profitieren Lehrende und Lernende vor allem von der zeitlichen Flexibilität des digitalen Mediums. Inhalte müssen nicht mehr synchron erschlossen werden, sondern können sowohl zeitlich versetzt wie auch wiederholt abgerufen und konsumiert werden. Dies spielt auch für das selbstbestimmte Lernen eine Rolle, da dem unterschiedlichen Lerntempo der Lernenden Rechnung getragen werden kann. Des Weiteren stellen Podcasts ein digitales Format dar, für das lediglich Basiskompetenzen im medialen Bereich notwendig sind und eine grundlegende technische Ausstattung, wie ein einfaches digitales Aufnahmegerät mit Internetzugang, bereits die Aufnahme und Distribution der Mediendateien ermöglicht (Schiefner, 2008).
3. AKTUELLER STAND - PODCASTS IN DER SCHULISCHEN UND UNIVERSITÄREN LEHRE
Bereits seit Einführung des Podcast wird auch der Einsatz des digitalen Mediums im schulischen und universitären Kontext erprobt (Hebbel-Seeger, 2010; Hochmuth et al., 2009; Ketterl et al., 2006; Klose, 2019; Rajic, 2013; Peuschel, 2016 Schiefner, 2008, Sprague & Pixley, 2008, Tavales & Skevoulis, 2006). Dabei fällt jedoch auf, dass es keine allgemeingültigen Beispiele für den gewinnbringenden Einsatz gibt, sondern Schulen und Universitäten eher nach dem Prinzip der Einzellösungen agieren.
Bereits in der ersten Phase der Podcastnutzung im universitären Rahmen wurde die Aufzeichnung von Vorlesungen als besonders gewinnbringend dargestellt. Die Studierenden werden dabei als Rezipierende verstanden, denen der Lerngegenstand von den Lehrenden als Produzierende in einer asynchronen und wiederholbaren Form zur Verfügung gestellt wird (Ketterl et al., 2006, Hebbel-Seeger, 2010). Das instruierende Nutzen von Podcasts wird auch in aktuellen Szenarien eingesetzt und evaluiert, indem Vorlesung in Audio- und Videoform aufgezeichnet werden und den Studierenden die Prüfungsvorbereitung sowie eine Nacharbeitung der Lerninhalte ermöglichen. Hier wird explizit darauf hingewiesen, dass Studierende dieses Format als Unterstützung der in Präsenz stattfindenden Vorlesung als gewinnbringend einordnen, eine direkte Interaktion mit den Lehrpersonen jedoch nicht ersetzen möchten (Hebbel-Seeger, 2021).
Betrachtet man den konstruktionistischen Einsatz von Audiopodcast als digitales Lernmedium im Bildungskontext, das die Lernenden in der Rolle des Produzierenden sieht, fällt vor allem die Nutzung in sprachlichen Kontexten auf. Dies wird vorrangig damit begründet, dass explizit im fremd- und fachsprachlichen Kontext auditive Beiträge genutzt werden können, während naturwissenschaftlich geprägte Fächer und Fachgruppen eine zusätzliche grafische Darstellung des Themenschwerpunkts benötigen (Ketterl et al., 2006). Im sprachlichen Bereich wird vor allem die Möglichkeit der Fremdsprachenakquisition mit Hilfe von Podcasts hervorgehoben. Dabei werden Podcasts zum einen als Möglichkeit gesehen, thematisch relevante Beiträge auf der Fremdsprache wiederholt und zeitlich uneingeschränkt abrufen zu können und somit authentisch Material für die gewählte Sprache zu bieten. Zum anderen wird vor allem die aktive Auseinandersetzung mit der Sprache genannt, die durch eine eigenständige Erstellung von Podcastbeiträgen zu individuell gewählten, relevant erscheinenden Themen erreicht werden kann. Die Option der Themenwahl durch die Lernenden schafft dabei eine Involviertheit und auch Aktivierung durch einen starken Interessen- und Lebensweltbezug. Weitere Kompetenzen die durch Podcasts im (Fremd-)Sprachenunterricht gefördert werden können, sind unter anderem Fähigkeiten im Bereich des Zeitmanagements, des Problemlösens und die Verbesserung kommunikativer Strategien im lebensweltlichen Bezug (Peuschel, 2016; Yugsán-Gómez, Mejia-Gavilanez, Hidalgo-Montesinos, & Rosero-Morales, 2019).
Im Rahmen der Verbesserung sprachlicher Kompetenzen wird auch im Fach Mathematik der Audiopodcast als Lernmedium eingesetzt. Die Untersuchung konzentrierte sich auf die Primarstufe und verfolgte das Ziel der verbesserten Versprachlichung fachlicher Inhalte, vor allem im Hinblick auf bilinguale Kontexte (Klose, 2019).
Im Gegensatz zu den Projekten, die sich spezifisch mit dem Einsatz von Podcasts in der Lehre zur Verbesserung sprachlicher Fähigkeiten beschäftigt haben, wurde als fachpraktisches Beispiel der Einsatz des digitalen Mediums im Musikunterricht erprobt. In einem virtuellen Unterrichtsraum wurden Musikstücke von den Schüler*innen aufgenommen, gegenseitig bewertet und verbessert. Die weitestgehend eigenständige Kooperation der Lernenden im Sinne des forschenden Lernens wurde als gewinnbringend eingestuft, da die zeitliche und örtliche Flexibilität Vorteile der Zusammenarbeit untereinander erkennen lässt (Hochmuth, Kartsovnik, Vaas, & Nistor, 2009).
4. DIGITALE MEDIEN UND TOOLS IN DER SPORTLEHRER*INNENBILDUNG
Die Sportlehrer*innenbildung und der damit verknüpfte Sportunterricht konzentrieren sich derzeit vorrangig auf die digitale Unterstützung und Förderung der Medienkompetenz im Bereich der sportpraktischen Inhalte. Zu diesem Feld gehört beispielsweise die Vermittlung und Verbesserung motorischer Inhalte durch Videoanalysen, im Sinne der Unterstützung des Bewegungslernens, wie auch Technikverbesserung in verschiedenen Sportarten (Fischer & Paul, 2020). Der adäquate Einsatz eines Videofeedbacks hat dabei zum Ziel, die vorhandenen Ist-Werte der Lernenden an vorherrschende Soll-Werte anzupassen (Cronrath, 2020; Fischer & Krombholz, 2020; Wesner, Fischer, & Krombholz, 2020). Auch im Bereich der professionellen Unterrichtswahrnehmungen gibt es bereits Projekte, die sich über die Analyse von Unterrichtsvideos digitaler Technologien bedienen und durch diese die professionellen Qualitäten der angehenden Sportlehrkräfte verbessern und fördern wollen (Fischer & Leineweber, 2020; Jürgens & Neuber, 2020). Des Weiteren werden auch Videopodcasts im Sinne eines audio-visuellen Formats im Sportunterricht genutzt, um mobile und multimediale Lehr- und Lernmaterialen bereitzustellen und in den Unterrichtseinheiten zu nutzen (Danisch et al., 2010).
Im Gegensatz zum bereits erprobten Einsatz von videografischen Methoden im Sportunterricht, werden rein auditiven Darstellungsformen bezugnehmend auf den Sportunterricht derzeit wenig betrachtet. Dennoch ergibt sich auch die Möglichkeit, Podcasts beziehungsweise Educasts in den Sportunterricht und die Sportlehrer*innenbildung zu integrieren. Als Basis dafür kann der Einsatz des digitalen Tools in den zuvor beschriebenen Fächern und Fachgruppierungen dienen und vor allem die theoretischen Inhalte des Sportunterrichts schüler- beziehungsweise studierendenzentriert und -aktivierend gestalten. Ein Beispiel dafür bietet derzeit das Projekt „S.P.O.R.T.S. (Student-Produced Online Resources for Teaching in Schools)“, das sich explizit mit der theoretischen Ausbildung der Sportstudierenden beschäftigt und eine aktivierende Lehrumgebung für die Lernenden schaffen will. Vor allem die konstruktive Erstellung von Lehrinhalten soll dabei zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit Lehrinhalten führen und nachhaltiges Lernen initiieren. Das Lehr-/Lernkonzept bezieht dabei explizit alle Formen der medialen Darstellung ein und benennt auch den Podcast als Option zur Darstellung eines Lerninhaltes (Mierau, 2020). Den Ansätzen des Konzeptes folgend, ergibt sich für die Sportlehrer*innenbildung der Ansatz den Einsatz von Podcasts im Zusammenhang mit einer studierendenzentrierten Aktivität weiterhin zu erproben und evaluieren, um einen Nutzen des digitalen Tools im motorisch geprägten Sportstudium zu erörtern.
5. PODCASTS IM SEMINAR „DIGITALISIERUNG IM SPORTUNTERRICHT“ IM MASTER OF EDUCATION
Im Seminar „Digitalisierung im Sportunterricht“ für Studierende des Master of Education im Fach Sport aus dem Wintersemester 20/21 wurde der Einsatz von Podcasts in der Sportlehrer*innenbildung erstmalig erprobt und evaluiert. Dabei wurde der Begriff Podcast nicht genauer definiert, von den Studierenden aber intuitiv als ein Audiobeitrag verstanden 1, der die Hörer direkt anspricht und sich mit einem vorgegebenen Thema auf eine vorgegebene Art und Weise auseinandersetzt. Die für Podcasts typische episodische Struktur ergab sich durch zwei aufeinanderfolgende Aufgabenstellungen, durch die zwei Folgen des Podcasts gefordert wurden (Abb. 1 & Abb. 2). Das Seminar ist vollständig als digitale und asynchrone Lehrveranstaltung über die Lernplattform Moodle konzipiert. Die Ziele der Veranstaltung sind auf unterschiedlichen Ebenen angesiedelt: Zunächst sollen Studierende handlungsleitendes Wissen zum Einsatz digitaler Medien im Sportunterricht aufbauen – dazu zählt beispielsweise das Wissen um bildungspolitische Vorgaben und datenschutzrechtliche Aspekte der Nutzung digitaler Medien im Sportunterricht. Zudem sollen sie den Einfluss der Digitalisierung auf die Lebenswelt von Schülerinnen und Schüler angemessen einschätzen können, indem sie beispielsweise Wissen zum Mediennutzungs-, Sport- und Bewegungsverhalten in der Freizeit von Kindern und Jugendlichen aufbauen. Außerdem sollen die Studierende ihre methodischen und mediendidaktischen Fähigkeiten erweitern, was beispielsweise durch das Kennenlernen von digitalen Tools angestrebt wird, die auch in der schulischen Arbeit mit Schülerinnen und Schülern genutzt werden können.
Der Einsatz von Podcasts erfolgt im Themenfeld „eSports im Sportunterricht?“. Einleitend erhielten die Studierende dazu im Moodle-Raum den folgenden Text:
In den nächsten Wochen setzen wir uns mit dem Thema eSport auseinander. Dazu ist es zunächst notwendig, dass Sie eine eigene begründete Position zum Thema „eSport im Sportunterricht?“ entwickeln, um danach ein Unterrichtsvorhaben für den Sportunterricht entwerfen zu können. Dieses kann selbstverständlich auch dazu dienen, einen kritischen Umgang mit eSport zu thematisieren - finden Sie also wirklich eine eigene begründete Position.
Die begründete Position erarbeiten die Studierenden auf Grundlage von ausgewählten Texten und Positionspapieren entlang der folgenden Aufgabenstellung:
Die der Aufgabe zugrundeliegende Literatur wurde ebenfalls im virtuellen Seminarraum bereitgestellt. Der Systematik von Ketterl et al. (2006) folgend, lässt sich der Einsatz von Podcasts im Seminar als konstruktionistisch klassifizieren. Die Studierenden eignen sich selbstständig Wissen zu einer bestimmten Thematik an und transferieren dieses bei der Erstellung ihres Podcast, was im Rahmen dieser Aufgabe insbesondere mit dem Ziel der diskursiven Auseinandersetzung geschieht (Zorn et al., 2011). Die Aufgabe wurde von den Studierenden sehr gewissenhaft bearbeitet und die Ergebnisse zeigten ein hohes Maß an reflexiver Auseinandersetzung mit der Frage, ob eSport im Sportunterricht thematisiert werden sollte. Die Studierenden kamen dabei zu durchaus unterschiedlichen und gut begründeten eignen Positionen. Um eine aktive Auseinandersetzung mit den Podcasts der Mitstudierenden zu fördern, folgte eine zweite Aufgabe, in der eine „Folge 2“ der Podcasts erstellt wurde:
Auch die Ergebnisse der zweiten Aufgabe entsprachen voll den Erwartungen. Sie zeigten ein hohes Maß an begründeter kritischer Auseinandersetzung mit einer anderen Position zum Thema „eSport im Sportunterricht“ sowie sehr stringente Argumentationen.
6. EINLEITUNG EVALUATION DES PODCASTEINSATZES
Am Ende des Semesters fand neben der standardisierten Abschlussevaluation des Seminars eine gesonderte Evaluation des Podcast-Einsatzes statt. An der digitalen Befragung, die ebenfalls im Moodle-Kursraum verlinkt war, beteiligten sich gut die Hälfte der Seminarteilnehmer (n=17).
Den Zeitaufwand für die erste Podcast-Aufgabe gaben die Teilnehmer*innen überwiegend mit ein bis zwei Stunden (n=9) bzw. mit drei bis vier Stunden (n=7) an. Lediglich zwei Studierende gaben an, mehr als vier Stunden für die Bearbeitung der Aufgabe benötigt zu haben. Die Bearbeitung der zweiten Podcast-Aufgabe ging dann zumeist schneller: Während einige Studierende nun weniger als eine Stunde benötigten (n=3), verwendeten die meisten (n=11) ein bis zwei Stunden auf die Bearbeitung der Aufgabe. Lediglich je zwei Studierende benötigten drei bis vier oder sogar mehr als vier Stunden, um die zweite Aufgabe zu bearbeiten. Die Einschätzung des Arbeitsaufwandes im Vergleich zu anderen Aufgaben im Seminar war sehr heterogen: Die Hälfte der Studierenden (n=9) schätzte den Arbeitsaufwand als vergleichsweise hoch ein, die andere Hälfte (n=8) bewertete diesen als gering oder sogar sehr gering.
Der technische Aufwand bei der Erstellung der Podcasts wurde weitgehend als gering (n=8) oder sehr gering (n=5) eingeschätzt. Lediglich vier Studierende bewerteten diesen als hoch. Technische Schwierigkeiten bereiteten die Podcast-Aufgaben den Studierenden nicht, alle schätzen diese als gering (n=8) oder sehr gering (n=9) ein. Als Tools zur Aufnahme der Podcasts verwendeten Sie die Aufnahmefunktion ihres Laptops, Tablets oder Smartphones, sowie vereinzelt die Sprachnachrichtenfunktion von WhatsApp auf dem Smartphone.
Die eigene Motivation bei der Erstellung der Podcasts wurde von den meisten Studierenden als hoch (n=10) oder sogar sehr hoch (n=5) eingeschätzt. Lediglich je ein Teilnehmer bzw. eine Teilnehmerin beurteilt die eigene Motivation als gering bzw. sehr gering. Die offene Frage, was genau bei der Erstellung der Podcasts als motivierend empfunden wurde, beantworteten die Studierenden sehr vielfältig. Dabei wurde das innovative und abwechslungsreiche Aufgabenformat besonders hervorgehoben. Außerdem empfanden die Studierenden die Mündlichkeit der Podcasts in einem sonst zumeist schriftlich und ggf. visuell geprägten digitalen Semester als motivierend. Die folgende Antwort zeigt, dass der kommunikative Aspekt einer Podcast-Reihe dabei ebenfalls wahrgenommen wurde:
Ich fand vor allem die Auseinandersetzung mit den anderen Podcasts und die Aufgabe dazu Stellung zu nehmen sehr motivierend, vor Allem weil im Online-Semester der Austausch und die Diskussion sonst fast nicht stattfinden. Das war eine gute Möglichkeit, hier eine Alternative anzubieten. 2
Zudem betonten die Studierenden den Lebensweltbezug der Aufgaben, da sie Podcasts in ihrer Freizeit rezipieren. Im Gegensatz dazu empfanden einige Studierenden es als demotivierend, dass die Aufnahmen der Podcasts teilweise mehrfach wiederholt werden mussten, bis sie fehlerfrei gelungen waren und hochgeladen werden konnten. Diese Antworten lassen vermuten, dass die Aufnahmen zusammenhängend und ohne Schnitt erfolgten.
Den Lernertrag durch das Erstellen der Podcasts schätzten die meisten Studierenden (n=14) als hoch oder sogar sehr hoch ein. Lediglich drei Studierende beurteilten den Lernertrag als gering oder sehr gering. Die Antworten auf die offene Frage, was genau beim Erstellen der Podcasts gelernt wurde, beantworteten die Studierenden auf mehreren Ebenen: Zunächst haben sie auf einer technischen Ebene gelernt, Podcasts zu erstellen. Darüber hinaus haben sie Lernfortschritte bei der mündlichen Argumentation wahrgenommen. Die folgende Antwort bezieht sich auf die wahrgenommene Bedeutung von Medieneinsatz und Methodenvielfalt sowie auf die Übertragbarkeit in den Schulkontext:
Durch diesen produktiven Einsatz von Medien sind Inhalte auf eine ganz andere Art und Weise präsentierbar. Die Schülerinnen und Schüler können eigene Geschichten und Themen vertonen und mit Musik, Geräuschen oder Effekten mischen. Sie können digitale Präsentationen vertonen und bekommen einen anderen Zugang zu Inhalten, als würden sie eine Präsentation vor ihren Mitschüler*innen halten. Es hat mir gut gefallen, dass in diesem Seminar gezeigt wurde, dass eine Vermittlung bestimmter Themen „auch anders geht“. 3
Die Passung von Methode (Podcast) und Inhalt (eSport im Sportunterricht?) beurteilten 16 von 17 Studierende ebenfalls als hoch bis sehr hoch, genauso wie die Übertragbarkeit von Podcasts in den schulischen Kontext. Während einzelne Studierende Grenzen der Übertragbarkeit in den Sportunterricht der Primarstufe sehen, werden von den Meisten vielfältige Möglichkeiten für den schulischen Einsatz wahrgenommen. So liest sich die folgende Antwort auf die offene Frage „Wie schätzen Sie die Übertragbarkeit des Gelernten auf Ihre Tätigkeit als (Sport-) Lehrkraft ein?“ wie ein Plädoyer, das nicht nur den Einsatz von Podcasts, sondern den Einsatz digitaler Medien im Sportunterricht insgesamt thematisiert:
Hoch. Es sollte ein Bewusstsein darüber vorhanden sein, dass auch Schülerinnen und Schüler in ihrer Motivation unterstützt werden müssen und Lernen mit neuen Methoden dazu beitragen kann. Monotoner und Digitalisierung verneinender Unterricht geht nicht auf die aktuellen Lebenswelten und Interessen der Schülerinnen und Schüler ein.
7. FAZIT
Sowohl aus Sicht der Studierenden als auch aus Sicht der Lehrenden hat sich der Einsatz von Podcasts im Seminar „Digitalisierung im Sportunterricht“ bewährt. Die Studierenden fühlten sich durch das Aufgabenformat in hohem Maße motiviert und nahmen vielfältige Lernerträge auf technischer, inhaltlicher und methodischer Ebene wahr. Dabei kann künftig nur ein wiederholter Einsatz von Podcasts zeigen, inwiefern die wahrgenommene Motivation der Studierenden über reine Neugiermotivation hinausgeht. Ein Aspekt kann jedoch mit Blick auf langfristige Entwicklung hin zu einer stärker digital geprägten Sportlehrer*innenbildung besonders hervorgehoben werden: Der Einsatz von Podcasts ermöglichte Studierenden auch in einem rein digitalen und asynchronen Seminar eine kritische Auseinandersetzung mit den Positionen der Anderen und somit eine Form von „asynchroner Diskussion“. Außerdem nahmen die Studierenden einen starken Bezug zur eigenen Lebenswelt und zur Lebenswelt ihrer zukünftigen Schülerinnen und Schüler wahr und bewerteten die Übertragbarkeit in den schulischen Kontext als hoch. Als Lehrende überzeugten uns einerseits die sehr guten und reflektierten mündlichen Argumentationen der Studierenden bezüglich der Frage, ob eSport im Sportunterricht thematisiert werden sollte. Mündlichkeit hat im Unterrichtsfach Sport eine hohe Bedeutung, trotzdem wird ihr in der Sportlehrer*innenbildung vielfach keine große Aufmerksamkeit geschenkt. Die zumeist sehr gelungene Gestaltung der Podcasts ließ darüber hinaus bei den Studierenden ein hohes Maß an Motivation und Freude bei der Erstellung erkennen, die auch uns Lehrende in einem manchmal eintönigen rein digitalen Semester begeisterte.
1 Das intuitive Verständnis zeigte sich darin, dass es keine Nachfragen zur Aufgabenstellung gab und die Ergebnisse die genannten Aspekte durchweg beinhalteten.
2 Antwort auf die offene Frage „Was genau fanden Sie an den Sitzungen „Podcasts“ motivierend?
3 Antwort auf die offene Frage „Was genau haben Sie in den Sitzungen „Podcast“ aus Ihrer Sicht gelernt?“
4 Antwort auf die offene Frage „Wie schätzen Sie die Übertragbarkeit des Gelernten auf Ihre Tätigkeit als (Sport-)Lehrkraft ein? Inwiefern können Sie das Gelernte in der Schule und/ oder im Sportunterricht einsetzen?“
Jana Bergmann
arbeitet seit 2020 im Arbeitsbereich Bewegung und Training an der TU Dortmund. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in der Digitalisierung des Sportstudiums und der daraus resultierenden Weiterentwicklung des Curriculums. In der Lehre ist sie in der fachdidaktischen Ausbildung der Leichtathletik tätig.
Jun.-Prof. Dr. Anne-Christin Roth
ist seit 2021 Juniorprofessorin für Sport und Sportdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Freiburg. Ihre Schwerpunkte in Forschung und Lehre liegen in den Bereichen Digitalisierung und Kompetenzorientierung im Sportunterricht.
anne.roth@ph-freiburg.de
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